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FÜR DIE FAMILIE | ELTERN

Wenn ein Kind nicht mehr leben will

Wenn ein Kind nicht mehr leben will

 In den vergangenen Jahren ist die Selbstmordrate bei Jugendlichen in einigen Ländern deutlich gestiegen. Woran liegt das? Könnte mein Kind auch gefährdet sein?

In diesem Artikel

 Selbstmord bei Kindern – warum sollten sich Eltern der Gefahr bewusst sein?

 Von 2009 bis 2019 erhöhte sich in den Vereinigten Staaten die Zahl der Schüler mit Symptomen einer Depression um 40 Prozent. Im selben Zeitraum stieg auch die Selbstmordrate. a

 „Junge Leute stehen heute vor nie da gewesenen Heraus­forderungen … Die Auswirkungen auf ihre Psyche sind katastrophal“ (Vivek H. Murthy, Leiter des öffentlichen Gesundheits­dienstes der Vereinigten Staaten).

 Grundsatz aus der Bibel: „Ein niedergeschlagener Geist raubt einem die Kraft“ (Sprüche 17:22).

 Woher weiß ich, ob mein Kind betroffen ist?

 Man sollte auf folgende Faktoren achten:

  •   Erlebnisse. Hat mein Kind etwas Schlimmes erlebt, wie eine Zurückweisung, eine Trennung, einen Misserfolg oder den Tod eines geliebten Menschen? Wenn ja, macht es ihm vielleicht mehr zu schaffen, als ich denke?

  •   Verhalten. Hat sich mein Kind von Freunden oder der Familie zurückgezogen oder das Interesse an Dingen verloren, die ihm immer Spaß gemacht haben? Hat es Sachen weggegeben, die ihm eigentlich viel bedeuten?

  •   Äußerungen. Spricht mein Kind über den Tod oder macht es Bemerkungen, wie „Es wäre besser, wenn es mich gar nicht geben würde“ oder „Ohne mich würde es dir besser gehen“?

     Solche Äußerungen sind möglicherweise nur „unsinniges Gerede“ (Hiob 6:3). Allerdings könnte es sich dabei auch um Hilferufe handeln. Deshalb sollte man es niemals ignorieren, wenn ein Kind davon spricht, dass es sterben möchte.

 Wenn das Kind sagt, dass es tatsächlich solche Gedanken hat, könnte man fragen: „Hast du darüber nachgedacht, wann oder wie du das machen würdest?“ Aus der Antwort kann man erkennen, wie ernst die Lage ist.

 „Als Eltern zögern wir vielleicht, unseren Kindern Fragen zu stellen, weil wir Angst vor den Antworten haben. Aber wenn die Antworten zeigen, was sie fühlen, ist es dann nicht besser, dass wir es erfahren?“ (Sandra).

 Grundsatz aus der Bibel: „Die Gedanken im Herzen eines Menschen sind wie tiefes Wasser, doch wer Unterscheidungs­vermögen hat, schöpft es heraus“ (Sprüche 20:5).

 Was, wenn mein Kind an Selbstmord denkt?

  •   Mit Geduld herausfinden, was das Kind denkt und fühlt. Zunächst sollte man das Kind für seine Offenheit loben. Dann könnte man sagen: „Ich möchte gern verstehen, was du gerade durchmachst. Erzähl mir doch, was in letzter Zeit so los war.“ Oder: „Kannst du beschreiben, wie sich das für dich anfühlt, wenn du solche Gedanken hast?“

     Dann sollte man dem Kind geduldig zuhören und dem Drang widerstehen, die Gefühle kleinzureden oder sofort Lösungen zu präsentieren.

     Grundsatz aus der Bibel: „Jeder soll schnell sein zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn“ (Jakobus 1:19).

  •   Ein Schutzkonzept erarbeiten. Zusammen mit dem Kind Folgendes analysieren und aufschreiben:

     Warnsignale. Welche Situationen oder Denkmuster gehen den Selbstmord­gedanken normalerweise voraus?

     Gegenmaßnahmen. Was hilft meinem Kind am besten, Stress abzubauen und auf andere Gedanken zu kommen?

     Helfer. Hat mein Kind ein Helfernetzwerk – Menschen, an die es sich wenden kann, wenn es Hilfe braucht? Dazu kann man selbst gehören, ein anderer vertrauens­würdiger Erwachsener, ein Therapeut oder eine Einrichtung, die professionelle Hilfe für Menschen mit Selbstmord­gedanken anbietet.

    Ein Schutzkonzept erarbeiten

     Grundsatz aus der Bibel: „Die Pläne des Fleißigen führen sicher zum Erfolg“ (Sprüche 21:5).

  •   Wachsam bleiben. Es ist gut, die Situation weiter im Auge zu behalten – auch nachdem sich das Kind anscheinend erholt hat.

     „Als mir mein Sohn sagte, dass er keine Selbstmord­gedanken mehr hat, dachte ich, das Problem wäre gelöst. Das war ein großer Fehler. Ganz plötzlich kann etwas passieren und die Selbstmord­gedanken sind wieder da“ (Daniel).

     Ein junger Mensch sollte eine grundlegende Tatsache über Gefühle verstehen: Sie gehen vorüber. „Sie gleichen dem Wetter“, heißt es in dem Buch Achtsame Kommunikation mit Kindern. „Regen ist echt und es wäre dumm, in einem Regenguss zu stehen und so zu tun, als würde es in Wirklichkeit gar nicht regnen. Aber es wäre genauso dumm, zu glauben, dass die Sonne nie wieder scheinen wird.“

  •   Sicherheit vermitteln. Eltern sollten ihrem Kind versichern, dass sie es lieben und dass es auf ihre Unterstützung zählen kann. Man könnte außerdem sagen: „Ich werde alles tun, um dir zu helfen, das durchzustehen.“

     Grundsatz aus der Bibel: „Ein echter Freund zeigt immer Liebe und ist ein Bruder, der für Zeiten der Not geboren ist“ (Sprüche 17:17).

a Die meisten Menschen mit Depressionen begehen keinen Selbstmord. Jedoch litt eine große Anzahl derer, die sich das Leben nahmen, an Depressionen.