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Schlüssel zum Familienglück

Dem Partner wieder vertrauen

Dem Partner wieder vertrauen

Sven *: „Ich hätte nie im Leben gedacht, dass Jana mich betrügen würde. Mein Vertrauen war völlig weg. Es ist mir unheimlich schwergefallen, ihr zu vergeben.“

Jana: „Ich kann verstehen, warum ich Svens Vertrauen verloren habe. Es hat Jahre gedauert, bis ich ihm beweisen konnte, wie sehr mir das Ganze leidgetan hat.“

NACH einem Ehebruch hat der betrogene Partner laut der Bibel die Wahl, sich scheiden zu lassen oder nicht (Matthäus 19:9). * Sven wollte keine Scheidung. Er und Jana beschlossen, ihre Ehe zu retten. Doch sie mussten bald feststellen, dass es bei Weitem nicht damit getan ist, einfach nur zusammenzubleiben. Warum nicht? Wie man aus ihren Kommentaren heraushört, war nach Janas Untreue das Vertrauensverhältnis zwischen den beiden völlig zerstört. Um eine glückliche Ehe zu führen, ist gegenseitiges Vertrauen jedoch absolut nötig. Die beiden hatten also einen schweren Weg vor sich.

Wer nach einem Ehebruch oder einem ähnlich schweren Schlag seine Ehe retten will, steht eindeutig vor einem Riesenberg. Die ersten paar Monate, nachdem die Sache ans Licht gekommen ist, sind wahrscheinlich besonders kritisch. Aber es ist zu schaffen! Wie lässt sich das Vertrauen wiederherstellen? Die Bibel gibt da gute Hilfen. Hier vier Vorschläge.

1. Ehrlich zueinander sein.

Der Apostel Paulus schrieb: „Da ihr jetzt die Unwahrheit abgelegt habt, rede jeder von euch mit seinem Nächsten Wahrheit“ (Epheser 4:25). Lügen, Halbwahrheiten, ja sogar Schweigen untergraben das Vertrauen. Deshalb unbedingt offen und ehrlich zueinander sein.

Anfangs sind beide Partner wahrscheinlich viel zu aufgewühlt, um über den Vorfall zu reden. Doch irgendwann ist es an der Zeit, offen miteinander zu sprechen. Man braucht nicht bis ins kleinste Detail zu gehen, aber das Thema totzuschweigen ist keine gute Lösung. „Zuerst ist es mir unglaublich schwergefallen, über alles zu reden, und es war mir furchtbar peinlich“, sagt Jana. „Was ich gemacht hatte, tat mir total leid, und ich wollte es nur noch vergessen.“ Doch das Problem unter den Teppich zu kehren hat alles komplizierter gemacht. Warum? Sven sagt: „Jana wollte nicht über die Sache reden und deswegen blieb ich misstrauisch.“ Jana meint rückblickend: „Weil ich nicht darüber sprechen wollte, habe ich den Heilungsprozess nur behindert.“

Natürlich tut es jedes Mal weh, wenn man über das Geschehene redet. Debbie, deren Mann eine Affäre mit seiner Sekretärin hatte, sagt: „Ich hatte so viele Fragen: Wie konnte das passieren? Warum hat er es gemacht? Worüber haben sie geredet? Ich war mit den Nerven völlig am Ende, weil ich ständig darüber nachdachte und die Fragen mit der Zeit immer mehr wurden.“ Ihr Mann Paul sagt: „Manchmal ging es zwischen uns verständlicherweise richtig heftig zur Sache. Aber hinterher haben wir uns dann entschuldigt. Diese ehrlichen Gespräche haben uns einander nähergebracht.“

Wie kann man solchen Gesprächen die Schärfe nehmen? Indem man im Kopf behält, dass es ja nicht darum geht, den Partner zu bestrafen. Hauptziel ist, aus dem, was passiert ist, zu lernen und die Ehe zu stabilisieren. Chul Soo und seine Frau Mi Young zum Beispiel haben nach Chul Soos Seitensprung Bilanz gezogen. „Mir wurde bewusst, dass mich meine eigenen Sachen zu sehr in Beschlag genommen hatten“, sagt Chul Soo. „Auch war es mir zu wichtig gewesen, bei anderen gut dazustehen und es ihnen recht zu machen. Ich hatte mich zu sehr auf sie konzentriert, und so blieb kaum noch Zeit für meine Frau übrig.“ Diese Erkenntnis hat Chul Soo und Mi Young geholfen, in ihrer Ehe einiges zu ändern, und dadurch wurde ihre Beziehung mit der Zeit stabiler.

VORSCHLAG: Für den untreuen Partner: Keine Ausflüchte und Schuldzuweisungen. Die Verantwortung für das eigene Verhalten übernehmen und einsehen, wie weh man dem anderen getan hat. Für den betrogenen Partner: Nicht herumschreien oder ausfallend werden. So erleichtert man es dem anderen, sich offen zu äußern (Epheser 4:32).

2. Das Problem gemeinsam anpacken.

„Zwei haben es besser als einer allein“, heißt es in der Bibel. Warum? „Zusammen können sie mehr erreichen. Stürzt einer von ihnen, dann hilft der andere ihm wieder auf die Beine“ (Prediger 4:9, 10, Hoffnung für alle). Dieser Grundsatz trifft besonders zu, wenn man intensiv daran arbeitet, das Vertrauen wieder aufzubauen.

Als Ehepaar kann man gemeinsam gegen das Misstrauen angehen, das die Beziehung belastet. Wichtig ist jedoch, dass wirklich beide die Ehe retten wollen. Durch Alleingänge werden die Probleme eher mehr. Deswegen muss man sich als Team sehen.

Sven und Jana haben das getan. „Es hat Zeit gebraucht“, sagt Jana, „aber wir haben die Sache gemeinsam angepackt und auf ein stabiles Verhältnis hingearbeitet. Ich hatte fest vor, Sven nie wieder so wehzutun. Und er war entschlossen, unsere Ehe nicht auseinanderbrechen zu lassen, obwohl er sich tief verletzt fühlte. Jeden Tag habe ich nach Gelegenheiten gesucht, ihm meine Treue zu beweisen, und er hat mir immer wieder seine Liebe gezeigt. Das werde ich ihm nie vergessen.“

VORSCHLAG: Sich vornehmen, das Vertrauen in der Ehe wiederherzustellen, und die Sache gemeinsam anpacken.

3. Alte Gewohnheiten aufgeben.

Als Jesus einmal vor Ehebruch warnte, sagte er: „Wenn nun dein rechtes Auge dich straucheln macht, so reiß es aus und wirf es von dir weg“ (Matthäus 5:27-29). Wer seinem Partner untreu geworden ist, könnte sich überlegen, ob er um seiner Ehe willen nicht bestimmte Denk- und Verhaltensweisen „ausreißen“ und „wegwerfen“ sollte.

Die Außenbeziehung, die der untreue Ehepartner angefangen hat, muss natürlich aufhören (Sprüche 6:32; 1. Korinther 15:33). * Paul, der bereits zitiert wurde, entschied sich für andere Arbeitszeiten und eine neue Handynummer, um den Kontakt mit der anderen Frau abzubrechen. Das reichte aber nicht. Weil er das Vertrauen zwischen sich und seiner Frau unbedingt wiederherstellen wollte, gab er sogar seine Arbeit auf. Und statt sein eigenes Handy zu benutzen, nahm er das von seiner Frau. War das Ganze die Sache wert? Seine Frau Debbie sagt: „Inzwischen sind sechs Jahre vergangen, und ab und zu habe ich immer noch Angst, dass sie sich wieder an ihn ranmacht. Aber jetzt denke ich, dass Paul nicht mehr darauf reinfällt.“

Der schuldige Ehepartner muss wahrscheinlich auch an seiner Persönlichkeit etwas ändern. Wer zum Beispiel ein Flirttyp ist oder gern von Romanzen mit anderen träumt, für den gilt der Rat, „die alte Persönlichkeit mit ihren Handlungen“ abzustreifen. Es ist wichtig, alte Gewohnheiten aufzugeben und sich so zu verhalten, dass das Vertrauen des Partners wachsen kann (Kolosser 3:9, 10). Manche tun sich wegen ihrer Erziehung schwer, Gefühle zu zeigen. Aber auch wenn es sich anfangs ungewohnt anfühlt, sollte man mit Liebesbeweisen nicht geizen und dem Partner seine Liebe immer wieder versichern. Sven erinnert sich: „Jana hat mich oft durch eine Berührung spüren lassen, dass sie mich liebt, und es mir auch regelmäßig gesagt.“

Es wäre gut, dem Partner eine Zeit lang alles zu erzählen, was man den Tag über so macht. Mi Young, die schon zu Wort kam, erklärt: „Chul Soo hat mir bewusst alles gesagt, was tagsüber ablief, sogar ganz banale Sachen. Auf die Art hat er mir gezeigt, dass er nichts zu verbergen hat.“

VORSCHLAG: Den anderen fragen, wie sein Vertrauen am ehesten wieder aufgebaut werden kann. Die Ideen auflisten und dann umsetzen. Auch immer mal wieder etwas einplanen, was beiden Freude macht.

4. Wissen, wann man wieder andere Ziele anstreben kann.

Man sollte nicht zu schnell denken, man könnte jetzt so leben, als wäre alles beim Alten. Sprüche 21:5 warnt: „Jeder Hastige geht sicherlich dem Mangel entgegen.“ Es braucht Zeit — vielleicht sogar Jahre —, bis das Vertrauen wiederhergestellt ist.

Wer Opfer eines Ehebruchs ist, muss sich die nötige Zeit geben, um ganz verzeihen zu können. Mi Young erzählt: „Ich konnte nie verstehen, wie eine Frau ihrem Mann die Sache so lange nachtragen und ihm so lange böse sein kann. Als ich dann aber selber in der Lage war, habe ich verstanden, warum man so schwer darüber wegkommt.“ Verzeihen braucht normalerweise seine Zeit, und Vertrauen muss wachsen.

Nach Prediger 3:1-3 gibt es „eine Zeit zum Heilen“. Manche Ehepartner schotten sich erst einmal emotional ab, um sich zu schützen. Doch auf Dauer ist das keine Lösung. Um den Bruch zu kitten und das Vertrauen wiederzugewinnen, muss man dem Partner vergeben und das dadurch zeigen, dass man ihn in die eigene Gedanken- und Gefühlswelt hineinlässt. Und noch ein Tipp: Den Ehepartner ermutigen, über seine Freuden und Sorgen zu sprechen.

Bitteren Gedanken darf man keinen Nährboden geben, sondern man muss bewusst dagegen angehen (Epheser 4:32). Jehova Gott ist da ein gutes Beispiel. Als sich das Volk Israel von ihm abwandte, tat ihm das sehr weh. Er verglich sich sogar mit einem betrogenen Ehemann (Jeremia 3:8, 9; 9:2). Trotzdem sagte er: „Ich werde nicht auf unabsehbare Zeit grollen“ (Jeremia 3:12). Als die Israeliten dann ehrlich bereuten und zu ihm zurückkamen, vergab er ihnen.

Ist der Punkt gekommen, wo beide denken, dass jetzt die nötigen Änderungen gemacht sind, fühlt man sich als Paar wieder einigermaßen sicher. Dann kann man gemeinsam andere Ziele anstreben, statt nur ums Überleben der Ehe zu kämpfen. Trotzdem ist es gut, von Zeit zu Zeit Bilanz zu ziehen und sich nicht mit dem Erreichten zufriedenzugeben. Kleinere Rückschläge gilt es, in den Griff zu bekommen, und man muss einander immer wieder versichern, dass man zusammenhält (Galater 6:9).

VORSCHLAG: Statt mit der Beziehung auf den früheren Stand zu kommen, sollte man versuchen, sie auf eine andere, höhere Ebene zu heben.

Es ist zu schaffen

Wenn einem zwischendurch Zweifel kommen, darf man nicht vergessen: Die Ehe kommt von Gott (Matthäus 19:4-6). Und mit seiner Hilfe kann man es schaffen, dass sie glücklich wird. Die Ehepaare in diesem Artikel haben sich alle an den weisen Rat der Bibel gehalten und konnten so ihre Ehe retten.

Es ist jetzt über 20 Jahre her, dass Sven und Jana die Krise in ihrer Ehe hatten. Sven erzählt, wie sie da herausgekommen sind: „Nachdem wir ein Bibelstudium mit Jehovas Zeugen angefangen hatten, ging es steil bergauf. Wir haben so viele wertvolle Hilfen bekommen. Dadurch haben wir es geschafft, auch wenn die Zeit ganz schön hart war.“ Jana meint: „Ich bin so froh, dass wir diese furchtbare Zeit durchstehen konnten. Weil wir zusammen die Bibel studiert und uns kräftig angestrengt haben, führen wir jetzt eine richtig gute Ehe.“

^ Abs. 3 Namen wurden geändert.

^ Abs. 5 In den Erwachet!-Ausgaben vom 22. April 1999, Seite 6 und 8. August 1995, Seite 10, 11 werden dazu Entscheidungshilfen gegeben.

^ Abs. 17 Wenn der Kontakt nicht gleich ganz abgebrochen werden kann (zum Beispiel am Arbeitsplatz), sollte man ihn auf ein absolutes Minimum beschränken. Es ist ratsam, immer eine dritte Person dabeizuhaben, und der Ehepartner sollte voll informiert sein.

ZUM NACHDENKEN

  • Warum wollte ich nach dem Seitensprung meines Partners unsere Ehe nicht aufgeben?

  • Worin hat sich mein Partner inzwischen verbessert?

  • Wie habe ich meinem Partner in unserer Kennenlernzeit durch kleine Dinge gezeigt, dass ich ihn liebe? Wie könnte ich das wieder tun?