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Schlüssel zum Familienglück

Wie man das erste Ehejahr „überlebt“

Wie man das erste Ehejahr „überlebt“

Er: „Es ist unglaublich, wie unterschiedlich wir beide sind! Ich stehe gern früh auf, sie findet abends nicht ins Bett. Und diese Stimmungsschwankungen! Die machen mir echt zu schaffen. Außerdem ist sie so schrecklich pingelig. Wenn ich koche, darf ich mir noch nicht mal die Hände am Geschirrtuch abtrocknen.“

Sie: „Mein Mann redet so wenig. Bei uns zu Hause wurde immer über alles Mögliche geredet, besonders beim Essen. Und dann trocknet er sich immer die Hände am Geschirrtuch ab, wenn er kocht. Das regt mich jedes Mal auf! Warum ist es mit den Männern nur so kompliziert? Wie schaffen andere es bloß, dass bei ihnen die Ehe gut läuft?“

WER jung verheiratet ist, dem kommt das womöglich irgendwie bekannt vor. „Woher kommen denn auf einmal diese ganzen Eigenheiten und Fehler?“, fragt sich mancher vielleicht, wenn er sich seinen Ehepartner so anschaut. „Die waren doch vorher alle nicht da!“ Wie kann man mit den „täglichen Schwierigkeiten“, die auf einen in der Ehe so warten, besser klarkommen? (1. Korinther 7:28, NT 68).

Um eins gleich vorwegzunehmen: Nur weil man sich das Jawort gegeben hat, wird man nicht automatisch zum Eheexperten. Vielleicht ist man ja früher ganz gut mit anderen ausgekommen und hat in der Kennenlernphase menschlich noch dazugewonnen. Doch in der Ehe sind die Anforderungen im zwischenmenschlichen Bereich wieder ganz anders, und höchstwahrscheinlich muss man einiges neu dazulernen. Wird man gleich alles richtig machen? Garantiert nicht! Kann man mit der Zeit lernen, mit seinem Partner immer besser umzugehen? Keine Frage!

Will man sich auf einem Gebiet verbessern, geht man am besten zu einem Fachmann und setzt seine Ratschläge dann auch um. Der allerbeste Eheexperte ist Jehova Gott, denn er hat den Wunsch zu heiraten ja auch in uns gelegt (1. Mose 2:22-24). Wie hilft einem die Bibel, Probleme zu lösen und all das zu lernen, was man braucht, um nicht nur das erste Ehejahr zu meistern, sondern noch viele weitere schöne Ehejahre zu haben?

LERNPROZESS NR. 1: DIE KUNST, SICH MITEINANDER ABZUSPRECHEN

Die Problematik:

Keiji * aus Japan hat manchmal einfach etwas entschieden, ohne sich zu überlegen, was seine Frau davon hält. „Ich habe Einladungen angenommen, ohne mich mit ihr abzusprechen, und mir gar nichts dabei gedacht. Doch damit brachte ich oft ihre ganzen Planungen durcheinander.“ Allen aus Australien meint: „Ich dachte immer, wer seine Frau fragt, ist ein Schwächling.“ Dass er so dachte, lag daran, wie er groß geworden war. Ähnliche Probleme hatte auch Dianne aus Großbritannien: „Für mich war es das Normalste der Welt, alles mit meiner Familie zu bereden. Und so hab ich am Anfang auch immer erst sie gefragt statt meinen Mann.“

Was hilft?

Für Jehova Gott sind Verheiratete „e i n Fleisch“, das heißt eine Einheit (Matthäus 19:3-6). Keine andere menschliche Bindung hat bei ihm einen so hohen Stellenwert. Diese Bindung zwischen Mann und Frau muss ständig gefestigt werden. Das A und O dabei ist gute Kommunikation.

Ein Ehepaar kann sich eine Menge davon abschauen, wie Jehova Gott mit Abraham kommunizierte. Liest man sich den Dialog in 1. Mose 18:17-33 durch, fällt einem auf, mit wie viel Achtung Jehova Abraham begegnete. Das zeigte sich auf dreierlei Weise: 1. Er erklärte Abraham, was er vorhatte. 2. Er hörte sich dessen Meinung dazu an. 3. Er ging so weit wie möglich auf seine Bitten ein. Wie kann man es schaffen, mit seinem Partner genauso zu kommunizieren?

IDEE: Wenn etwas zu besprechen ist, was beide angeht: 1. Erklären, was man sich überlegt hat; den anderen aber nicht vor vollendete Tatsachen stellen, sondern das Ganze als Vorschlag formulieren. 2. Den Partner nach seiner Meinung fragen und ihm zugestehen, dass er die Sache eventuell anders sieht. 3. „Vernünftigkeit“ beweisen, das heißt, wenn irgend möglich auf das eingehen, was der andere gern hätte (Philipper 4:5).

LERNPROZESS NR. 2: DIE KUNST, EINFÜHLSAM ZU SEIN

Die Problematik:

Vielleicht ist man es aus seiner eigenen Familie oder Kultur gewohnt, kein Blatt vor den Mund zu nehmen und jemand unverblümt seine Meinung zu sagen. Dazu meint Liam, der in Europa aufgewachsen ist: „Da, wo ich herkomme, fasst man sich nicht gerade mit Samthandschuhen an. Mit meiner direkten Art habe ich meine Frau oft getroffen. Ich musste lernen, feinfühliger zu sein.“

Was hilft?

Zunächst einmal sollte man nicht davon ausgehen, dass der Partner den Umgangston, den man sich angewöhnt hat, selbst auch gut findet (Philipper 2:3, 4). Der Apostel Paulus gab einem Missionar einmal eine Empfehlung, die auch frisch Verheirateten weiterhelfen kann. Wie er erklärte, hat es ein Diener Gottes „nicht nötig zu streiten, sondern muss gegen alle sanft sein“. Das griechische Wort für „sanft“ kann auch mit „taktvoll“ übersetzt werden (2. Timotheus 2:24, Fußnote). Takt ist die Kunst, an heikle Situationen mit viel Fingerspitzengefühl heranzugehen und keinen vor den Kopf zu stoßen.

IDEE: Ärgert man sich über den anderen, könnte man sich im Geist vorstellen, statt den Ehepartner seinen Chef oder einen guten Freund vor sich zu haben. Würde man sich dann noch genauso ausdrücken und denselben Ton anschlagen? Man könnte sich dann überlegen, warum der Partner noch viel mehr Achtung und Respekt verdient als der Freund oder Chef (Kolosser 4:6).

LERNPROZESS NR. 3: DIE KUNST, SICH IN SEINE NEUE ROLLE HINEINZUFINDEN

Die Problematik:

Ein frischgebackener Ehemann stellt sich am Anfang unter Umständen noch etwas ungeschickt an und eine junge Ehefrau hat sich vielleicht noch nicht so daran gewöhnt, ihre Ideen und Vorschläge freundlich zu verpacken. Antonio aus Italien sagt: „Mein Vater hat meine Mutter bei Entscheidungen so gut wie nie mit einbezogen. Ich habe das zuerst genauso gemacht und meine Frau spüren lassen, wer der Herr im Haus ist.“ Debbie aus Kanada erzählt von sich: „Ich habe meinem Mann ständig in den Ohren gelegen, ordentlicher zu sein. Aber je mehr ich ihn herumkommandiert habe, umso mehr hat er auf stur gestellt.“

Was hilft Ehemännern?

Manche Ehemänner verwechseln das, was die Bibel zum Thema Unterordnung in der Mann-Frau-Beziehung sagt, mit dem, was sie zum Thema Gehorsam in der Eltern-Kind-Beziehung sagt (Kolosser 3:20; 1. Petrus 3:1). Nach der Bibel soll ein Mann „fest zu seiner Frau halten, und die zwei werden e i n Fleisch sein“; das sagt sie jedoch nicht über die Bindung zwischen Eltern und Kindern (Matthäus 19:5). Jehova hat die Frau als „Gegenstück“ oder Pendant zum Mann erschaffen (1. Mose 2:18). Kinder bezeichnet er dagegen nie als „Gegenstück“ der Eltern. Würde ein Mann seine Frau also wie ein Kind behandeln, könnte man dann von ihm sagen, dass er vor der Ehe hohen Respekt hat?

Gottes Wort legt Männern ans Herz, ihre Frau genauso zu behandeln wie Jesus die Christenversammlung. Ein Mann kann es seiner Frau leichter machen, seine Führung zu akzeptieren, wenn er 1. nicht von ihr erwartet, dass sie das gleich auf Anhieb perfekt hinbekommt, und er 2. mit ihr genauso gut und liebevoll umgeht wie mit sich selbst, auch wenn es einmal nicht so optimal läuft (Epheser 5:25-29).

Was hilft Ehefrauen?

Wichtig für die Frau ist, anzuerkennen, dass Gott dem Mann die Aufgabe übertragen hat, in der Ehe die Führung zu übernehmen (1. Korinther 11:3). Respektiert sie ihren Mann, respektiert sie damit auch Gott. Tut sie das nicht, sagt das viel über ihre Einstellung aus — nicht nur gegenüber ihrem Mann, sondern auch gegenüber Gott und seinen Grundsätzen (Kolosser 3:18).

Bei Konfliktpunkten gilt es zu lernen, nicht den Mann anzugreifen, sondern die Sache anzugehen. So machte es einmal die Königin Esther, als sie ihren Mann Ahasverus dazu bewegen wollte, eine ungerechte Entscheidung zu korrigieren. Statt ihm Vorwürfe zu machen, sprach sie das schwierige Thema mit viel Feingefühl an. Ihr Mann ging auf ihren Vorschlag ein und löste das Problem (Esther 7:1-4; 8:3-8). Ein Ehemann wird seine Frau noch mehr lieben, wenn sie ihm 1. Zeit gibt, in seine neue Führungsrolle hineinzuwachsen, und ihm 2. mit Achtung und Respekt begegnet, auch wenn er Fehler macht (Epheser 5:33).

IDEE: Statt sozusagen Buch darüber zu führen, was der Partner alles ändern sollte, wäre es besser, für sich selbst eine solche Liste anzulegen. Merkt ein Mann, dass seine Frau nicht so glücklich damit ist, wie er Dinge entscheidet oder womöglich nicht entscheidet, könnte er sie fragen, was er anders machen kann, und sich das aufschreiben. Merkt eine Frau, dass ihr Mann sich nicht genug respektiert fühlt, könnte sie ihn fragen, was sie ändern kann, und sich das ebenfalls aufschreiben.

Nicht zu viel erwarten

Sich als Ehepaar gut aufeinander einzuspielen und auf Dauer glücklich zu bleiben, ist ein Lernprozess. Das ist wie beim Fahrradfahren. Am Anfang ist es noch eine wacklige Angelegenheit, doch mit der Zeit wird man immer sicherer. So ist es auch am Anfang der Ehe ganz normal, dass man den einen oder anderen dummen „Schlenker“ macht, doch mit der Zeit wird man in seine Rolle hineinwachsen.

Wichtig ist außerdem Sinn für Humor. Man sollte die Gefühle des Partners ernst nehmen und über die eigenen Fehler lachen können. Und noch eine Idee fürs erste Ehejahr: Was könnte man denn alles tun, damit der andere so richtig gern mit einem verheiratet ist? (5. Mose 24:5). Das Wichtigste ist allerdings, sich in der Ehe stets von Gottes Wort den Weg zeigen zu lassen. Dann wird die Ehe jedes Jahr ein Stückchen stabiler.

^ Abs. 9 Einige Namen wurden geändert.

ZUM NACHDENKEN . . .

  • Ist mein Ehepartner mein bester und engster Freund geworden oder gehe ich lieber zu anderen, wenn ich einen Rat brauche?

  • Wie habe ich meinem Ehepartner in den letzten 24 Stunden gezeigt, dass ich ihn liebe und achte?