Nach Johannes 3:1-36

3  Es gab da einen Pharisäer namens Nikodẹmus,+ einen Vorsteher der Juden.  Er kam in der Nacht zu ihm+ und sagte: „Rabbi,+ wir wissen, dass Gott dich als Lehrer gesandt hat, denn niemand kann solche Zeichen vollbringen+ wie du außer mit Gottes Hilfe.“+  Jesus erwiderte: „Eins steht fest: Wenn jemand nicht wiedergeboren+ wird, kann er Gottes Königreich nicht sehen.“+  Darauf fragte Nikodẹmus: „Wie soll denn jemand, der schon alt ist, geboren werden? Er kann doch nicht in den Bauch seiner Mutter zurückkehren und ein zweites Mal geboren werden, oder?“  Jesus antwortete: „Eins steht fest: Wenn jemand nicht aus Wasser+ und Geist geboren wird,+ kann er nicht in Gottes Königreich kommen.  Was von Menschen geboren wurde, ist Mensch, und was vom* Geist geboren wurde, ist Geist.  Wundere dich nicht, dass ich zu dir gesagt habe: Ihr müsst wiedergeboren werden.+  Der Wind weht, wo er will, und du kannst ihn rauschen hören, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist es auch mit jedem, der vom Geist geboren worden ist.“+  Nikodẹmus entgegnete: „Wie ist so etwas möglich?“ 10  Jesus antwortete: „Du bist ein Lehrer Israels und dennoch weißt du das nicht? 11  Eins steht fest: Wir reden von dem, was wir wissen, und wir bezeugen das, was wir gesehen haben,+ aber ihr akzeptiert unsere Zeugenaussage nicht.+ 12  Wenn ich von etwas Irdischem geredet habe und ihr trotzdem nicht glaubt, wie wollt ihr dann glauben, wenn ich von etwas Himmlischem rede?+ 13  Abgesehen davon ist niemand in den Himmel hinaufgestiegen,+ außer dem, der vom Himmel herabkam:+ der Menschensohn. 14  Und so, wie Moses die Schlange in der Wildnis aufgerichtet hat,+ so muss auch der Menschensohn aufgerichtet werden,+ 15  damit jeder, der an ihn glaubt, ewiges Leben hat.+ 16  Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einziggezeugten Sohn+ gegeben hat, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht vernichtet wird, sondern ewiges Leben hat.+ 17  Gott sandte seinen Sohn nämlich nicht in die Welt, damit er über die Welt Gericht hält, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.+ 18  Wer an ihn glaubt*, wird nicht verurteilt.+ Wer nicht glaubt, ist schon verurteilt, weil er nicht an den Namen des einziggezeugten Sohnes Gottes geglaubt hat.+ 19  Die Grundlage für das Gerichtsurteil ist Folgendes: Das Licht ist zwar in die Welt gekommen,+ aber die Menschen haben die Finsternis anstelle des Lichts geliebt, denn ihre Taten waren schlecht.+ 20  Wer Schlechtes treibt, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit er für seine Taten nicht zurechtgewiesen wird*. 21  Wer dagegen tut, was richtig* ist, kommt zum Licht,+ damit an seinen Taten* offenbar wird, dass er sie in Harmonie mit Gott vollbracht hat.“ 22  Danach verbrachte Jesus mit seinen Jüngern einige Zeit in den ländlichen Gegenden von Judạ̈a und taufte.+ 23  Auch Johạnnes taufte, und zwar in Ạ̈non bei Sạlim, weil es dort reichlich Wasser gab.+ Immer wieder kamen Leute und ließen sich taufen,+ 24  denn man hatte Johạnnes noch nicht ins Gefängnis geworfen.+ 25  Die Jünger von Johạnnes hatten nun eine Auseinandersetzung mit einem Juden über das Thema Reinheit. 26  Sie gingen also zu Johạnnes und sagten: „Rabbi, der Mann, der auf der anderen Jordanseite bei dir war und für den du als Zeuge aufgetreten bist,+ der tauft jetzt selbst und alle gehen zu ihm.“ 27  Johạnnes erwiderte: „Ein Mensch kann nicht das Geringste erhalten, außer es wurde ihm vom Himmel gegeben. 28  Ihr selbst bezeugt mir, dass ich gesagt habe: ‚Ich bin nicht der Christus,+ sondern ich bin ihm vorausgeschickt worden.‘+ 29  Wer die Braut hat, ist der Bräutigam,+ aber sein Freund, der dabeisteht, freut sich sehr, wenn er die Stimme des Bräutigams hört. Deshalb ist meine Freude vollkommen geworden. 30  Er muss immer weiter wachsen und ich immer weiter abnehmen.“+ 31  Der von oben kommt,+ steht über allen anderen. Der von der Erde stammt, redet von dem, was auf der Erde ist, weil er von der Erde stammt. Der vom Himmel kommt, steht über allen anderen*.+ 32  Er bezeugt, was er gesehen und gehört hat,+ aber niemand akzeptiert seine Zeugenaussage.+ 33  Wer seine Zeugenaussage akzeptiert hat, hat bestätigt, dass Gott wahrhaftig ist.+ 34  Der, den Gott gesandt hat, redet nämlich die Worte Gottes,+ denn Gott spart nicht mit dem Geist*. 35  Der Vater liebt den Sohn+ und hat ihm alles in die Hand gegeben.+ 36  Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben.+ Wer dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen,+ sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.+

Fußnoten

Oder „aus“.
Oder „Glauben ausübt“.
Oder „damit seine Werke nicht aufgedeckt werden“.
Oder „wahr“.
Oder „Werken“.
Oder „über allem“.
Oder „gibt den Geist nicht nach Maß“.

Studienanmerkungen

Nikodemus: Ein Pharisäer und ein Vorsteher der Juden, d. h. ein Mitglied des Sanhedrins. Der Name Nikodemus („Besieger des Volkes“) war in der griechischen Welt verbreitet, und es gab auch Juden, die so hießen. Nikodemus wird nur im Johannesevangelium erwähnt (Joh 3:4, 9; 7:50; 19:39). Jesus nennt ihn in Joh 3:10 einen „Lehrer Israels“. (Siehe Anm. zu Joh 19:39.)

wiedergeboren: Jesus sagte zu Nikodemus, dass ein Mensch ein zweites Mal geboren werden muss, um Gottes Königreich zu sehen. Die Antwort von Nikodemus in Vers 4 zeigt, dass er das wörtlich verstand, so als ob man noch einmal als Mensch geboren werden müsse. Doch Jesus erklärte ihm, dass es bei der zweiten Geburt darum geht, „aus … Geist geboren“ zu werden (Joh 3:5). Alle, die „Kinder Gottes … werden“ sollten, würden „nicht durch Menschen noch durch menschliches Wollen noch durch den Willen eines Mannes geboren [werden], sondern durch Gott“ (Joh 1:12, 13). Petrus gebraucht in 1Pe 1:3, 23 einen synonymen Ausdruck, wenn er davon spricht, dass gesalbte Christen eine „neue Geburt“ erfahren. In den meisten Bibeln steht im vorliegenden Vers „wiedergeboren“, doch es gibt auch einige, die „von oben geboren“ oder Ähnliches schreiben. Diese Wiedergabe ist ebenfalls möglich, denn das mit „wieder“ übersetzte griechische Wort ánōthen bedeutet normalerweise „von oben“ (Joh 3:31; 19:11; Jak 1:17; 3:15, 17). Beide Wiedergaben stützen den Gedanken, dass diejenigen, die ins Königreich kommen, eine neue Geburt erleben, die „durch Gott“ und somit von oben bewirkt wird (1Jo 3:9). Berücksichtigt man allerdings die Erwiderung von Nikodemus, kann ánōthen auch im Sinn von „wieder“ oder „erneut“ verstanden werden.

Gottes Königreich: Dieser Ausdruck kommt im Johannesevangelium nur zwei Mal vor (Joh 3:5; siehe Anm. zu Mat 3:2; Mar 1:15).

aus Wasser und Geist geboren: Nikodemus wusste wahrscheinlich von den Taufen, die Johannes der Täufer durchführte (Mar 1:4-8; Luk 3:16; Joh 1:31-34). Als Jesus also von Wasser sprach, war Nikodemus sicherlich klar, dass es um Taufwasser ging. Außerdem war Nikodemus bestimmt damit vertraut, wie der Ausdruck „Geist Gottes“ (Gottes aktive Kraft) in den Hebräischen Schriften verwendet wurde (1Mo 41:38; 2Mo 31:3; 4Mo 11:17; Ri 3:10; 1Sa 10:6; Jes 63:11). Somit dürfte er verstanden haben, dass Jesus mit „Geist“ den heiligen Geist meinte. Was Jesus Nikodemus vermitteln wollte, sieht man schön an seinem eigenen Beispiel. Bei seiner Taufe im Wasser kam heiliger Geist auf ihn herab. Folglich wurde er „aus Wasser und Geist geboren“ (Mat 3:16, 17; Luk 3:21, 22). Gleichzeitig erklärte Gott, dass Jesus sein Sohn ist. Dadurch machte er offenbar deutlich, dass er Jesus durch heiligen Geist als Sohn hervorgebracht hatte, und als dieser hatte Jesus die Aussicht, in den Himmel zurückzukehren. Nachfolger von Jesus, die „aus Wasser geboren“ sind, haben ihre frühere Lebensweise aufgegeben, ihre Sünden bereut und sich im Wasser taufen lassen. Und diejenigen, die „aus Wasser und Geist geboren“ sind, sind zusätzlich von Gott als seine Söhne gezeugt oder hervorgebracht worden; sie haben die Aussicht, als Geistpersonen im Himmel zu leben und im Königreich Gottes zu regieren (Luk 22:30; Rö 8:14-17, 23; Tit 3:5; Heb 6:4, 5).

Geist: Das griechische Wort pneuma bezieht sich hier auf Gottes aktive Kraft. (Siehe Worterklärungen.)

Was von Menschen geboren wurde, ist Mensch: Wtl. „Das aus dem Fleisch Geborene ist Fleisch“. Das griechische Wort sarx („Fleisch“) bezieht sich hier auf ein menschliches Lebewesen mit allen seinen Eigenschaften und Grenzen. (Siehe Anm. zu Joh 17:2.)

ist Geist: Bezieht sich allem Anschein nach auf jemand, der mit Gottes Geist gesalbt worden ist.

Wind … Geist: Das griechische Wort pneuma, normalerweise mit „Geist“ übersetzt, kommt in diesem Vers zwei Mal vor. An der ersten Stelle ist es mit „Wind“ übersetzt; es ist die einzige Stelle in den Christlichen Griechischen Schriften, wo es so wiedergegeben wird. Das entsprechende hebräische Wort rúach wird dagegen rund 100 Mal mit „Wind“ wiedergegeben (1Mo 8:1; 2Mo 10:13; 1Kö 18:45; Hi 21:18; Sach 2:6; siehe Worterklärungen zu „Geist“). Beide Wörter beziehen sich auf etwas, das für das menschliche Auge unsichtbar ist, dessen Auswirkungen aber oft auf eine in Bewegung befindliche Kraft hindeuten. Jesus gebrauchte den Begriff, um eine tiefe Wahrheit zu vermitteln. Am Ende des Verses kommt pneuma noch einmal in dem Satzteil jedem, der vom Geist geboren worden ist vor, womit eine Person gemeint ist, die durch Gottes aktive Kraft (den heiligen Geist) gezeugt wurde. (Siehe Anm. zu Joh 3:5.) Jesus erklärte Nikodemus, „vom Geist geboren“ zu werden könnte man mit dem Wehen des Windes vergleichen. Nikodemus konnte die Auswirkungen des Windes hören, sehen und fühlen, aber er konnte weder verstehen, woher er kam, noch, wohin er ging. Ebenso kann jemand, der die biblische Wahrheit nicht kennt, nur schwer begreifen, wie Jehova durch seinen Geist bewirkt, dass ein Mensch wiedergeboren wird. Auch kann er nicht erfassen, was für eine herrliche Zukunft so jemand erwartet.

Menschensohn: Siehe Anm. zu Mat 8:20.

so muss auch der Menschensohn aufgerichtet werden: Jesus verglich hier seine Hinrichtung am Pfahl damit, wie in der Wildnis die Schlange aus Kupfer an einer Stange aufgerichtet wurde. Damit die Israeliten, die von Giftschlangen gebissen wurden, am Leben blieben, mussten sie ihren Blick auf die Kupferschlange heften. Ebenso müssen sündige Menschen, die ewig leben möchten, ihren Blick fest auf Jesus gerichtet halten, indem sie an ihn glauben (4Mo 21:4-9; Heb 12:2). Da Jesus an einem Stamm hingerichtet wurde, sah es für viele so aus, als wäre er ein Verbrecher oder Sünder; unter dem mosaischen Gesetz galt nämlich jemand, der an einen Stamm gehängt wurde, als verflucht (5Mo 21:22, 23). Paulus zitierte diese Stelle aus dem Gesetz, als er erklärte, dass Jesus an einen Stamm gehängt werden musste und dadurch „zum Fluch“ wurde, um die Juden „vom Fluch des Gesetzes“ zu befreien (Gal 3:13; 1Pe 2:24).

Welt: Das Wort kósmos wird in der griechischen Literatur und vor allem in der Bibel eng mit der Menschheit in Verbindung gebracht. (Siehe Anm. zu Joh 1:10.) Hier bezieht sich kósmos auf die gesamte erlösbare Menschenwelt, von der es in Joh 1:29 heißt, dass sie der Sünde schuldig ist, d. h. der von Adam geerbten Sünde.

geliebt: Hier erscheint im Johannesevangelium zum ersten Mal das griechische Verb agapáō („lieben“). Dieses Verb und das entsprechende Substantiv agápē („Liebe“) kommen in dem Evangelium insgesamt 44 Mal vor – öfter als in den drei anderen Evangelien zusammen. In der Bibel beziehen sich agapáō und agápē häufig auf eine selbstlose Liebe, die sich von Grundsätzen leiten lässt. Das wird hier in diesem Vers deutlich, wenn es heißt, dass Gott die Welt liebt, also die Menschenwelt, die von der Sündhaftigkeit erlöst werden muss (Joh 1:29). Das Substantiv agápē erscheint in 1Jo 4:8, wo gesagt wird: „Gott ist Liebe.“ Und in Gal 5:22 wird agápē als erster Teil der „Frucht, die der Geist hervorbringt“, genannt. In 1Ko 13:4-7 wird diese Form der Liebe ausführlich beschrieben. Die Art und Weise, wie agápē in der Bibel verwendet wird, zeigt, dass es dabei um mehr geht als um eine gefühlsmäßige Reaktion auf jemand anders. In vielen Kontexten hat es ein breiteres Bedeutungsspektrum; hinter dieser Art Liebe steckt häufig eine durchdachte und bewusste Entscheidung (Mat 5:44; Eph 5:25). Die christliche Liebe ist von einem moralischen Empfinden geprägt, das Prinzipien, Pflichten und Anstand mit einschließt – was aber nicht heißt, dass sie emotionslos ist. Häufig schließt sie auch Wärme und Zuneigung ein (1Pe 1:22). Das wird im Johannesevangelium deutlich. Wenn Johannes schreibt: „Der Vater liebt den Sohn“ (Joh 3:35), verwendet er eine Form von agapáō. Doch wenn er Jesus zitiert, der genau das gleiche Verhältnis beschrieb (Joh 5:20), gebraucht er eine Form von philéō („lieb haben“, „Zuneigung haben“).

einziggezeugten Sohn: Das griechische Wort monogenḗs wird definiert als „einzig“, „einzig in seiner Art“, „einzeln“, „allein geboren (erzeugt)“. Der Apostel Johannes benutzt den Ausdruck in seinen Schriften ausschließlich für Jesus (Joh 1:14; 3:18; 1Jo 4:9; siehe Anm. zu Joh 1:14). Zwar werden auch die anderen Geistwesen, die Gott erschaffen hat, als seine Söhne bezeichnet, doch nur Jesus wird „einziggezeugter Sohn“ genannt (1Mo 6:2, 4; Hi 1:6; 2:1; 38:4-7). Jesus war Gottes erstgeborener Sohn, seine einzige direkte Schöpfung. Das machte ihn einzigartig – anders als alle anderen Söhne Gottes. Sie alle erschuf oder zeugte Jehova durch seinen erstgeborenen Sohn. Paulus gebraucht monogenḗs in einer ähnlichen Bedeutung, wenn er Isaak als Abrahams „einziggezeugten Sohn“ bezeichnet (Heb 11:17). Abraham hatte zwar noch andere Söhne, nämlich Ismael, den Sohn von Hagar, und mehrere Söhne von Ketura (1Mo 16:15; 25:1, 2; 1Ch 1:28, 32). Doch Isaak war Abrahams einziger Sohn, der aufgrund eines Versprechens Gottes geboren wurde, und sein einziger Sohn von Sara (1Mo 17:16-19). In diesem Sinn war er „einziggezeugt“ oder einzig in seiner Art.

an ihn glaubt: Oder „Glauben an ihn ausübt“, „ihm vertraut“. Das griechische Verb pisteuō (verwandt mit dem Substantiv pístis, meistens mit „Glaube“ übersetzt) hat die Grundbedeutung „glauben“, „vertrauen“. Doch je nach Kontext und grammatischer Konstruktion kann es verschiedene Sinnschattierungen haben. Oft bedeutet es mehr, als einfach nur zu glauben oder anzuerkennen, dass jemand existiert (Jak 2:19). Es schließt auch einen festen Glauben ein, der mit Vertrauen und Treue verbunden ist und sich in Gehorsam äußert. Im vorliegenden Vers steht pisteuō mit der Präposition eis („hinein“, „auf“, „zu“). Ein Bibelwissenschaftler schrieb zu der griechischen Wendung: „Hier ist Glaube ein aktives Tun, wie etwas, was Menschen ausrichten [oder tun], d. h. den Glauben oder das Vertrauen auf etwas setzen“ (Paul L. Kaufman, Neutestamentliches Griechisch, 1983, S. 67). Offenbar sprach Jesus nicht von einer einzelnen Glaubenstat, sondern von einem Leben, das durch Glauben und Vertrauen geprägt ist. Eine ähnliche Formulierung wird in Joh 3:36 gebraucht, wo jemand, der „an den Sohn glaubt“, jemandem gegenübergestellt wird, der „dem Sohn nicht gehorcht“. In diesem Kontext schließt „glauben“ also den Gedanken ein, durch Gehorsam zu beweisen, dass man fest an den Sohn glaubt und ihm vertraut.

über die Welt Gericht hält: Jehova sandte seinen Sohn nicht auf die Erde, damit er über die Menschenwelt Gericht hielt oder sie verurteilte. Stattdessen hatte Jesus eine Mission, die Jehovas Liebe zum Ausdruck brachte: Er sollte diejenigen retten, die Glauben bewiesen (Joh 3:16; 2Pe 3:9).

verurteilt: Wtl. „gerichtet“. (Siehe Anm. zu Joh 3:17.)

Das Licht: Die erste Stelle, an der das Wort „Licht“ in diesem Vers vorkommt, deutet darauf hin, dass Jesus den Menschen durch sein Leben und seine Lehren Licht brachte und dass er die von Jehova Gott kommende Wahrheit und Erkenntnis widerstrahlte. In Joh 1:7-9 wird Jesus ebenfalls als „das Licht“ bezeichnet. (Der Ausdruck in die Welt kommen wird in der Anm. zu Joh 1:9 erklärt.)

Jesus … taufte: In Joh 4:2 heißt es, dass „Jesus nicht selbst taufte, sondern seine Jünger“. Anscheinend führten die Jünger die Taufen unter seiner Anleitung durch.

taufte: Das griechische Verb baptízō bedeutet „eintauchen“, „untertauchen“. Die Bibel macht deutlich, dass mit „taufen“ komplettes Untertauchen gemeint ist. Wie der Bericht zeigt, hatte Johannes extra eine Stelle zum Taufen ausgesucht, wo es „reichlich Wasser gab“. (Siehe Anm. zu Änon in diesem Vers.) Als Philippus den äthiopischen Eunuchen taufte, „gingen … beide in das Wasser hinunter“ (Apg 8:38). Die Septuaginta gebraucht baptízō in 2Kö 5:14, um zu beschreiben, dass Naaman im Jordan sieben Mal untertauchte.

Änon: Ein Ort, an dem es reichlich Wasser gab. Er lag in der Nähe von Salim, das offenbar besser bekannt war. Man weiß nicht genau, wo die beiden Orte lagen. Laut Eusebius könnten sie sich im Jordantal etwa 8 römische Meilen (12 km) südlich von Skythopolis (Beth-Schean) befunden haben. In dieser Gegend liegt Tell er-Ridga (Tel Shalem), bei dem es sich um das alte Salim handeln könnte. In der Nähe gibt es mehrere Quellen, was zu Eusebius’ Beschreibung von Änon passt. In der Bibel werden die beiden Orte nur in diesem Vers erwähnt.

auf der anderen Jordanseite: Die in Joh 3:23 erwähnten Orte Änon und Salim lagen auf der W-Seite des Jordan; Johannes hatte Jesus allerdings in „Bethanien …, auf der anderen Jordanseite“, d. h. auf der O-Seite des Flusses, getauft. (Siehe Anm. zu Joh 1:28 und Anh. B10.)

sein Freund: Bei Hochzeiten in biblischer Zeit fungierte ein guter Bekannter oder Freund des Bräutigams als sein rechtlicher Vertreter und spielte bei den Vorbereitungen eine wichtige Rolle. Deshalb galt er als derjenige, der Braut und Bräutigam zusammenführte. Am Tag der Eheschließung machte sich die Hochzeitsgesellschaft auf den Weg zum Haus des Bräutigams oder seines Vaters, wo die Feier stattfand. Während der Feier freute sich der Freund über die Stimme des Bräutigams, der sich mit seiner Braut unterhielt, denn das gab ihm das Gefühl, dass er seine Aufgabe erfolgreich ausgeführt hatte. Johannes der Täufer verglich sich selbst mit dem Freund des Bräutigams. Jesus war in diesem Vergleich der Bräutigam und die Jünger als Gesamtheit die Braut. Als Wegbereiter des Messias stellte Johannes der Täufer Jesus Christus die ersten Jünger vor, die zur „Braut“ gehören würden (Joh 1:29, 35; 2Ko 11:2; Eph 5:22-27; Off 21:2, 9). Und er war in seiner Funktion als Freund des Bräutigams erfolgreich. Nachdem er die ersten Jünger mit Jesus zusammengeführt hatte, spielte er keine so entscheidende Rolle mehr. Er selbst sagte über sich und Jesus: „Er muss immer weiter wachsen und ich immer weiter abnehmen“ (Joh 3:30).

Der von oben kommt: Was in Joh 3:31-36 steht, scheint eine Anmerkung von dem Schreiber, dem Apostel Johannes, zu sein und keine Fortsetzung der wörtlichen Rede von Johannes dem Täufer und auch kein direktes Zitat von Jesus. Der Kontext macht deutlich, dass Jesu Gespräch mit Nikodemus in Joh 3:21 endet. Danach setzt der Apostel Johannes seine Erzählung fort (bis Joh 3:25). In Joh 3:26-30 ist eine Unterhaltung zwischen Johannes dem Täufer und seinen Jüngern festgehalten. Auch wenn die anschließenden Ausführungen in Joh 3:31-36 nicht direkt Jesus zugeschrieben werden, handelt es sich doch zweifellos um Aussagen, die der Apostel Johannes von Jesus gehört hat.

bestätigt: Wtl. „besiegelt“, „ein Siegel aufgedrückt“. Das entsprechende griechische Wort wird hier übertragen gebraucht. Es vermittelt den Gedanken, dass eine Aussage authentisch oder echt ist, so wie ein Siegel die Echtheit eines Dokuments bestätigt. Wer die Zeugenaussage des Messias akzeptiert, erkennt an, dass Gott wahrhaftig ist; in diesem Fall zeigt sich Gottes Wahrhaftigkeit daran, dass sich seine Prophezeiungen über den Messias erfüllt haben. (Vgl. Rö 3:4.)

glaubt … nicht gehorcht: Siehe Anm. zu Joh 3:16.

Medien

Versiegeln eines Dokuments
Versiegeln eines Dokuments

In alter Zeit nutzte man Siegel unter anderem, um Vereinbarungen zu bestätigen oder die Echtheit von Dokumenten zu beglaubigen. (Siehe Worterklärungen zu „Siegel“.) Rechtliche oder geschäftliche Vereinbarungen wurden in der Antike auf wachsbeschichteten Holztäfelchen festgehalten. Die Echtheit solcher Dokumente musste von Zeugen beglaubigt werden. Dazu hatte jeder Zeuge ein persönliches Siegel mit einer individuellen Gravur. Es wurde oft als Siegelring am Finger getragen. Die fertigen Dokumente wurden mit einer Schnur umwickelt, die man mit heißem Wachs zusammenklebte. Anschließend drückte man das Siegel in das weiche Wachs und ließ es hart werden. So war das Dokument vor Fälschungen oder nachträglichen Änderungen geschützt. Es blieb verschlossen, bis man es vor Zeugen öffnete. Daher bekam der Ausdruck „besiegeln“ oder „ein Siegel aufdrücken“ die Bedeutung von „beglaubigen“ oder „bestätigen“. In dieser Bedeutung gebrauchte der Apostel Johannes den Ausdruck „besiegeln“: Wer Jesu Zeugenaussage glaubt, bestätigt (wtl. „besiegelt“), dass Gott wahrhaftig ist, also immer die Wahrheit sagt. (Siehe Anm. zu Joh 3:33.)