Der zweite Brief an die Korinther 8:1-24
Studienanmerkungen
ließen … ihre außergewöhnliche Großzügigkeit überströmen: Paulus möchte die Christen in Korinth dazu motivieren, die Spendenaktion für die bedürftigen Brüder in Judäa abzuschließen. Dazu berichtet er von der außergewöhnlichen Großzügigkeit der „Versammlungen in Mazedonien“, zu denen auch die in Philippi und Thessalonich gehörten (2Ko 8:1-4; 9:1-7; Rö 15:26; Php 4:14-16). Ihre Freude und Großzügigkeit waren besonders bemerkenswert, weil sie selbst in „tiefer Armut“ lebten und eine schwere Prüfung unter Leid durchmachten. Möglicherweise warf man ihnen vor – wie schon Paulus in Philippi –, Bräuche zu pflegen, die gegen das römische Gesetz verstießen (Apg 16:20, 21). Manche vermuten, die Prüfung habe mit ihrer Armut zu tun gehabt. Vielleicht fühlten sie mit ihren Brüdern in Judäa so sehr mit, weil sie selbst ebenfalls mit schwierigen Umständen zu kämpfen hatten (Apg 17:5-9; 1Th 2:14). Sie wollten helfen und gaben voller Freude, und zwar „mehr als sie konnten“ (2Ko 8:3).
Hilfsdienst: Das griechische Wort diakonía beschreibt in der Bibel häufig einfache Dienste, die aus Liebe geleistet werden. Es ist von Bedeutung, dass diakonía für beide Bereiche des christlichen Dienstes gebraucht wird – für das Predigen und für Hilfsaktionen. (Siehe Anm. zu Apg 11:29.) Im vorliegenden Vers spricht Paulus konkret von Hilfsleistungen für Not leidende Mitchristen (2Ko 9:13; siehe Anm. zu Rö 15:31). Sich daran zu beteiligen, war für die Versammlungen in Mazedonien Ehrensache. Sowohl der Predigtdienst als auch Hilfsaktionen sind „heiliger Dienst“ (Rö 12:1, 6-8).
Obwohl er reich war, wurde er für euch arm: Um die Korinther zur Hilfsbereitschaft anzuregen, führt Paulus ihnen die Opferbereitschaft und Großzügigkeit Jesu vor Augen. Bevor Jesus als Mensch auf die Erde kam, war er reich: Er stand in der besonderen Gunst seines Vaters (Joh 1:14; Eph 3:8). Doch diese hohe Stellung gab er bereitwillig auf (Joh 1:18; Php 2:5-8). Er verließ sein Zuhause im Himmel und lebte unter unvollkommenen Menschen, die täglich mit Armut, Krankheit und Tod zu kämpfen hatten. Er wurde in eine arme Zimmermannsfamilie hineingeboren. (Siehe Anm. zu Luk 2:24.) Als Erwachsener führte Jesus ein einfaches Leben (Mat 8:20). Und doch erlöste er die Menschheit. Seine Großzügigkeit machte die Christen in Korinth reich – ermöglichte ihnen ein Erbe im Himmel. Deshalb legt Paulus ihnen ans Herz, die großzügige Haltung Jesu nachzuahmen.
Ausgleich: Paulus gibt hier Anweisungen für die Spendenaktion zugunsten der bedürftigen „Heiligen“ in Jerusalem und Judäa (2Ko 8:4; 9:1). Wie er schreibt, könnten die finanziell besser gestellten Christen in Korinth ihren armen Brüdern in Judäa etwas von ihren Mitteln abgeben. Durch ihre Großzügigkeit würde es zu einem Ausgleich kommen. Es wurde jedoch niemand gedrängt, mehr zu geben, als ihm möglich war (2Ko 8:12, 13; 9:7; siehe Anm. zu 2Ko 8:15).
In den Schriften steht ja: Als biblische Grundlage für das Prinzip des „Ausgleichs“ zitiert Paulus aus 2Mo 16:18, wo es darum geht, dass Jehova die Israeliten in der Wildnis liebevoll mit Manna versorgte (2Ko 8:14; siehe Worterklärungen zu „Manna“). Das Familienoberhaupt sammelte für seinen ganzen Haushalt das Manna oder ließ es sammeln. Da es in der Sonne schmolz, beeilte man sich bestimmt beim Sammeln und maß die Menge erst hinterher ab. Je nach Größe des Haushalts wurde wenig oder viel aufgelesen. Wenn man es dann abmaß, war es so viel, dass jede Person ein Gomer (2,2 l) bekam (2Mo 16:16-18). Darauf nimmt Paulus Bezug und ermuntert die Christen in Korinth, durch ihren materiellen Überfluss den Mangel ihrer Brüder in Judäa auszugleichen. (Siehe Anm. zu 2Ko 8:14.)
den Bruder: Paulus bezeichnet diesen Bruder im nächsten Vers als „Reisebegleiter“ (2Ko 8:19). Das entsprechende griechische Wort kommt in den Christlichen Griechischen Schriften nur noch in Apg 19:29 vor, wo es im Plural steht. Einer der dort erwähnten Reisebegleiter war Aristarchus, ein enger Mitarbeiter von Paulus. Deshalb vermuten einige, dass hier mit dem „Bruder“ Aristarchus gemeint ist; es könnte aber auch jemand anders gewesen sein, z. B. Tychikus (Apg 20:2-4; 27:2; Kol 4:7, 10).
wir sorgen dafür, dass alles ehrlich abläuft: Da Paulus seinem Dienst Ehre machen wollte, bemühte er sich, in allen Lebensbereichen vorbildlich zu sein (2Ko 6:3). Ihm war bewusst, dass einige in der Versammlung in Korinth seine Autorität als Apostel untergraben wollten, indem sie ihn kritisierten und verleumdeten. Jetzt, wo es um Geld ging, hätte sich das noch zuspitzen können. Deshalb schreibt er den Korinthern, dass er Titus und zwei andere vertrauenswürdige Brüder zu ihnen schickt, damit sie sich um die Spenden kümmern (2Ko 8:20, 22). Paulus wollte ehrlich dastehen – nicht nur vor Jehova, sondern auch vor den Menschen. Mit dem gesammelten Geld sollte so verfahren werden, dass niemandem etwas nachgesagt werden konnte. Als biblische Begründung für seine Vorgehensweise spielt Paulus hier auf Spr 3:4 an und stützt sich dabei auf den Wortlaut der Septuaginta. (Zum Gebrauch des Gottesnamens in diesem Vers siehe Anh. C3, Einleitung, 2Ko 8:21.)
unseren Bruder: Damit niemand auf die Idee käme, die Spendengelder würden veruntreut, wurden zwei geachtete Brüder speziell dafür ernannt, Titus beim Abschluss der Spendenaktion zu helfen (2Ko 8:20, 21; 9:5). Allerdings nennt Paulus ihre Namen nicht. (Siehe Anm. zu 2Ko 8:18.) Einige sind der Ansicht, mit „unserem Bruder“ könnte Trophimus oder Tychikus gemeint sein (Apg 20:4).
Apostel der Versammlungen: Paulus verwendet hier das griechische Wort apóstolos („Apostel“) ganz allgemein im Sinn von „Abgesandter“ oder „Bote“. (Siehe Anm. zu Joh 13:16.) Die Brüder wurden als Vertreter ihrer jeweiligen Versammlung ausgesandt. Paulus bezeichnete auch Epaphroditus als „Abgesandten“ (apóstolos) (Php 2:25). Diese treuen Männer gehörten weder zu den zwölf Aposteln wie Matthias, noch wurden sie wie Paulus von Christus als Apostel für die anderen Völker ausgewählt. (Siehe Anm. zu Apg 1:26; siehe auch Apg 9:15; Rö 11:13.)